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Rat an andere Pflegende

Angehörige pflegen: „Suchen Sie sich Unterstützung, bevor Sie zusammenbrechen“

Rund um die Uhr betreut Theresia Tontsch, 67, ihren Mann Alfred, der an Demenz und an ­Parkinson erkrankt ist.

Von Petra Haas (Biologin) ,
Theresia Tontsch trägt einen Fahrradhelm und lehnt an einem Fahrrad.

Theresia Tontsch pflegt ihren Mann – trotz dessen Krankheit ist sie aktiv und steckt voller Pläne.

© W&B/Jens Wegener

Das ist mein Alltag

Mein Mann leidet an Demenz und seit 2023 auch an Parkinson. Wir mussten vor elf Jahren unseren Tanzkurs aufgeben, weil Alfred ständig die eingeübten Tanzschritte vergaß. Ich kümmere mich daheim rund um die Uhr, auch weil mein Mann den Pflegedienst und die Tagespflege strikt ablehnt. Alfred ist sehr umtriebig, sucht stets nach Dingen. Sein Zeit- und Orientierungsgefühl hat er komplett verloren. Es ist anstrengend, weil unser Alltag durch die Therapien so durchgetaktet ist.

Das bringt mich an Grenzen

Oft diskutieren wir über Kleinigkeiten. Mein Mann ist trotzig wie ein Bub. Manchmal haut er vor Wut auf den Tisch. Ich habe aber gemerkt, wenn ich immer nur ruhig bleibe, bringt das nichts. Je energischer ich Dinge sage, desto eher nimmt mein Mann sie von mir an. Ich will so aber gar nicht sein. Nachts liege ich oft wach und grüble, während mein Mann seelenruhig schläft. Schlimm war, als Alfred im August 2023 mit dem Rad über eine Bordsteinkante gestürzt ist und sich das Schlüsselbein gebrochen hat. Durch zwei OPs und Narkosen war er monatelang sehr hilflos.

Das macht mir Mut

Die Ergo­therapie tut Alfred gut. Durch spe­zielle Übungen hat sich seine Vergesslichkeit etwas verbessert. Eine große Unterstützung ist für mich die Angehörigen-Beratung in Nürnberg. Ich habe eine feste Ansprechpartnerin dort. Sie ist meine Super-Woman! Sie gibt mir hilfreiche Tipps und tröstet mich, wenn ich mal wieder in den ­Hörer heule. Auf sie bin ich gestoßen, als ich nach der Diagnose Demenz viel herumtelefoniert habe. Ich rate jedem und jeder: Suchen Sie sich Unterstützung, bevor Sie zusammenbrechen. Ich selbst war kurz davor.

Das gibt mir Kraft

Im Februar war ich verreist. Zehn Tage Tauchen im Indischen Ozean. Die ersten drei Tage hatte ich ein schlechtes Gewissen. Doch dann habe ich es so genossen! Wenn ich im Alltag angespannt bin und eine Auszeit brauche, setze ich mich auf mein Rad. Beobachte die Natur, fotografiere einen Käfer oder Schmetterling. Oft denke ich daran, was Alfred und ich alles im Alter unternehmen wollten: im Allgäu von Hütte zu Hütte wandern, kilometerweit am Sandstrand laufen, im Meer schnorcheln. Wir haben zu lange damit gewartet. Aber ich gebe nicht auf, einige Dinge will ich mit meinem Mann noch ausprobieren.

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Quellen: